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Mittwoch, 15. Oktober

Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Krankenhaus Schwabach gGmbH wurde zum 01.10.2025 eröffnet. Der Klinikbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter. Für die dauerhafte Fortführung des Krankenhauses in seiner bisherigen Form als Grund- und Regelversorger fehlt es nach einem beauftragten Strukturgutachten an der erforderlichen Auslastung und damit an der Wirtschaftlichkeit. Das Krankenhaus soll an einen Investor übertragen werden, der es als Fachklinik, CareCampus und Reha-Zentrum fortführen möchte.

Über das Vermögen der Krankenhaus Schwabach gGmbH wurde am 01.10.2025 das Insolvenzverfahren eröffnet. Das Amtsgericht in Nürnberg hat Rechtsanwalt Dr. Hubert Ampferl von der Kanzlei Dr. Beck & Partner zum Insolvenzverwalter bestellt, der bereits seit 11.07.2025 als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt war.

Das Krankenhaus in Schwabach hat seit Jahren Verluste in Millionenhöhe erwirtschaftet. Die auf Bundesebene eingeleiteten Reformen im Krankenhausbereich haben den Druck zur Neuordnung im Gesundheitswesen weiter erhöht. Vor diesem Hintergrund wurde bereits im Mai ein Strukturgutachten für Roth und Schwabach in Auftrag gegeben, welches Szenarien für eine bedarfsgerechte und wirtschaftlich tragfähige Gesundheitsversorgung in der Region entwickeln sollte. Die Bedarfsanalyse des Gutachtens ergab einen Überhang an Krankenhausbetten in der Region.

In der nunmehr laufenden zweiten Phase hat das Gutachten Konzepte für die Krankenhäuser in Roth und in Schwabach bewertet. Maßgeblich ging es dabei um die Beurteilung, ob die Häuser die zukünftigen Leistungs- und Strukturvorgaben erfüllen und auf dieser Grundlage wirtschaftlich solide geführt werden können. Als Ergebnis des Gutachtens steht nunmehr fest, dass eine Fortführung des Krankenhausbetriebes in Schwabach in seiner bisherigen Form als Grund- und Regelversorger ausscheidet. Eine ausreichende Auslastung für einen solchen Krankenhausbetrieb könne nach Darstellung des Gutachters nicht erreicht werden. Der Fortführung stehen auch die Regelungen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) entgehen.

Damit sind zum Erhalt des Krankenhauses in Schwabach strukturelle Anpassungen zwingend erforderlich. Ohne ein grundlegend neues Konzept kann kein wirtschaftlicher Betrieb und damit kein Erhalt der Einrichtung gewährleistet werden. Parallel zur Erstellung des Strukturgutachtens hat der Insolvenzverwalter daher umfassende Verhandlungen mit Investoren im Gesundheitssektor geführt. Ziel war es, für das Krankenhaus in Schwabach neue Konzepte zu entwickeln und Geldgeber hierfür zu finden. Als Ergebnis dieses Prozesses liegt nunmehr ein Konzept des Investors NAVICARE-MED auf dem Tisch, welches aus 3 Säulen besteht. Dr. Stephan Engels de Rey, Gesellschafter der NAVICARE-MED und einer der zukünftigen Geschäftsführer des Krankenhauses, erläutert das Konzept: „Kern der stationären Versorgung ist die Anpassung in ein Krankenhaus für die Fachbereiche Geriatrie, Neurologie und Orthopädie. In diesen Bereichen ist das Krankenhaus in Schwabach auch bisher sehr gut aufgestellt. Ergänzt wird dieser stationäre Bereich durch einen „Care Campus“ mit einem medizinischen Versorgungszentrum für Gastroenterologie und allgemeine Chirurgie. Zudem sollen ein ambulantes OP-Zentrum geschaffen sowie digitale Angebote im Bereich Telemedizin in Zusammenarbeit mit dem Partner EvoCare konsequent ausgebaut werden. Diese zukünftigen digitalen Angebote bieten ein bedarfsgerechtes und zugleich ein leicht zugängliches Angebot für Patienten sowie eine deutliche Arbeitsentlastung für die Mitarbeiter, insbesondere im Bereich der Dokumentation bei der Vor- und Nachsorge für die Patienten in der Region. Die bestehende Pflegeschule bleibt erhalten. Alle bisherigen medizinischen Kooperationen sollen fortgeführt und je nach Leistungsbereich ausgebaut werden. Zentrale weitere Säule wird der Aufbau eines Reha-Zentrums sein.“ Nach Umsetzung des Konzeptes kann das Krankenhaus nach den Planungen des Investors wirtschaftlich betrieben werden. Dr. Stephan Engels de Rey zeigt sich sehr zuversichtlich angesichts des erarbeiteten Konzeptes: „Diese Struktur schafft ein breites stationäres, ambulantes und pflegerisches Angebot für Schwabach und die Region. Die Neuaufstellung orientiert sich an den Vorgaben der Krankenhausreform für eine zukunftsorientierte sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung.“

Eine rund um die Uhr getriebene Notaufnahme wird durch das Strukturgutachten für nicht erforderlich erachtet. Vor diesem Hintergrund scheidet ein Weiterbetrieb aus. Der Investor plant die Einrichtung einer Tagesnotaufnahme mit unter anderem einer Allgemeinpraxis, die als Anlaufstelle für Notfälle zur Verfügung steht.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde das Konzept im Rahmen einer Mitarbeiterver-sammlung am Mittwoch durch den Insolvenzverwalter und Vertreter des zukünftigen Betreibers erläutert. Der Erhalt der Arbeitsplätze steht für den Insolvenzverwalter im Vorder-grund. „Mit der NAVICARE-MED haben wir einen branchenerfahrenen Investor gefunden. Nach dem vorliegenden Konzept können 85% der derzeit rund 500 Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz in Schwabach behalten.“ Die nächsten Schritte zur Realisierung des Konzepts und ggf. erforderliche Personalmaßnahmen werden Gegenstand der weiteren Gespräche und Verhandlungen mit dem Betriebsrat sein.

Zur Umsetzung des vorgestellten Konzeptes ist die Zustimmung des Gesundheitsministeriums und der Krankenkassen erforderlich. Bis Mitte des Jahres 2026 soll die Transformation des Krankenhauses Schwabach in eine Fachklinik vollzogen sein. Peter Reiß, Oberbürgermeister der Stadt Schwabach, unterstrich die bestehenden Herausforderungen, die mit dem nun vorliegenden Konzept bewältigt werden. „Für uns als Stadt müssen immer die Menschen im Mittelpunkt stehen: Sowohl Patienten wie Mitarbeitende. Die Krankenhausreform ist eine große Herausforderung für Standorte und Häuser wie bei uns in Schwabach. Das zeigt das Ergebnis des Strukturgutachtens bedauerlicherweise auf. Wir brauchen daher umso mehr Lösungen für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung für Schwabach, die dabei auch wirtschaftlich tragfähig ist. Die nach den Vorstellungen des Investors möglichen medizinischen Leistungsbereiche der Fachklinik decken wesentliche Bedürfnisse der zukünftigen Gesundheitsversorgung für Schwabach ab. Die immer wichtiger werdende ambulante Versorgung und geriatrische Angebote für ältere stark pflegebedürftige Menschen werden stark ausgebaut.“