Die Frauenkommission trauert um ihre Gründerin Gertrud Neumann. Im Alter von 78 Jahren ist die erste Frauenbeauftragte der Stadt Schwabach und erste Geschäftsführerin der Frauenkommission verstorben. Zwölf Jahre übte sie dieses Amt mit unglaublichem Elan, Kampfgeist und Optimismus zielstrebig aus, wenngleich sie durchaus harten politischen und gesellschaftlichen Gegenwinden trotzen musste. Denn für Gleichstellung oder das Thema der häuslichen Gewalt an Frauen war man noch nicht so sensibilisiert wie heute. Nach 32 Jahren im Berufsleben und 14 Jahren bei der Stadt Schwabach trat sie 2004 in den Ruhestand ein, den sie gemeinsam mit ihrem Mann auf Reisen verbrachte, bis sie in diesem Frühsommer schwer erkrankte.
Seit 1990 hatte sie sich in Schwabach vielfältig und maßgeblich für die Beratung von Frauen im Beruf und für die Hilfe für von Gewalt betroffenen Frauen stark gemacht. Bereits Anfang der 90er Jahre startete sie in ihrem Büro im Rathaus mit Beratungen betroffener Frauen, die mit der Eröffnung des Schwabacher Frauenhauses 1995 zu effizienten Beratungsstrukturen ausgebaut wurden.
Unvergessen war neben ihren internen Dienstaufgaben im Rahmen der Verwaltung, ihr energisches Engagement für die Möglichkeit, eine Schutzwohnung für Frauen in Not bereitzuhalten. Zusammen mit Rosy Stengel und Ele Schöfthaler gelang es ihr, dieses Vorhaben auch zu verwirklichen. Doch da der Bedarf an Schutzräumen für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, deutlich anstieg, kämpfte sie mit ihren beiden Mitstreiterinnen dafür, dass in Schwabach ein Frauenhaus eingerichtet wurde. Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitungszeit war ein passendes Gebäude in Schwabach gefunden und die Finanzierung dank der Gründung des Trägervereins „Hilfe für Frauen in Not Roth-Schwabach e.V.“ geklärt. So konnte am 16. Oktober 1995 das Anna-Wolf-Frauenhaus in Schwabach eröffnet werden. Dies war eines der großen Ziele, die Gertrud Neumann bedingungslos, stets gut gelaunt und voller Optimismus anpackte. Für dieses hartnäckige Engagement ist die heutige Frauenhaus-Leiterin Andrea Hopperdietzel Gertrud Neumann heute noch sehr dankbar: „Das Frauenhaus ist eine absolut notwendige Einrichtung. Vielen Frauen und ihren Kindern konnten wir bislang Schutz und Unterkunft gewähren “. Zu jener Zeit brachte Gertrud Neumann auch das tabuisierte Thema der häuslichen Gewalt in vielen regionalen und überregionalen Gremien zur Sprache. Sie begann, ein Netzwerk zu flechten zusammen mit der Polizei, mit dem Jugendamt und anderen Einrichtungen.
Das „Netzwerken“ war eine ihrer großen Stärken. Von daher verwunderte es nicht, dass auch die Installierung der städtischen Frauenkommission - eines städtischen Beirats, deren Vorsitzende Rederecht im Stadtrat zu Belangen von Frauen hat - in großen Teilen ihr zu verdanken ist. In der Frauenkommission setzen sich gewählte Vertreterinnen aus Schwabacher Organisationen, Vereinen und Verbänden und weibliche Mitglieder des Stadtrats für das Wohl von Frauen und Mädchen in Schwabach ein. Zur Installierung gehörte es damals, auch eine entsprechende funktionierende Struktur zu schaffen und eine Satzung als juristische Basis zu erarbeiten. Hier fungierte sie als stets kompetente und kompromissbereite Frauenkommissionsgeschäftsführerin und gleichzeitige Frauenbeauftragte. Ihr Einsatz galt den gewählten Frauen der Kommission um ihnen ein noch größeres Wissen und eine noch größere Teilhabe an lokalen Beschlüssen zu vermitteln, stets getragen von dem Gedanken „Berücksichtigung von Fraueninteressen und Frauenrechten in dieser Stadt“.
Sabine Reek-Petersen, die heutige Gleichstellungsbeauftragte, kennt Gertrud Neumann schon seit vielen Jahren. Sie sieht in der heutigen Arbeit der Gleichstellungsstelle ein Vermächtnis von Gertrud Neumann: „Anlaufstelle im Rathaus zu sein und Beratungs- und Hilfsangebote möglichst nah und unkompliziert zu vermitteln, dafür sind wir Gleichstellungsbeauftragten da.“
Rückblickend hat Gertrud Neumann mit ihren erarbeiteten Konzepten für ein hohes Maß an zuverlässiger Kontinuität gesorgt. Zum einen gibt es seit der Gründung der Frauenkommission im Jahre 1993 nach ihr bislang nur zwei Nachfolgerinnen mit Johanna Zerer und der heutigen Geschäftsführerin Sabine Reek-Petersen. Gleiches gilt für die Vorsitzende in der Frauenkommission: mit Ele Schöfthaler, Ursula Kaiser-Biburger und gegenwärtig Andrea Hopperdietzel.
Das konstruktive Miteinander und das feste Zusammenstehen für eine Sache, entsprachen genau Gertrud Neumanns Maxime: „Wenn eine allein träumt, ist das nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit!“ Somit hat Gertrud Neumann mit ihren Initiativen und Einrichtungen Zeichen gesetzt, die Bestand haben und stets mit ihrem Namen verbunden sein werden. Gleichstellungsstelle, Frauenkommission und Frauenhaus werden sie stets in allen Ehren halten. Ihrem Ehemann gilt das gemeinsame Mitgefühl.